Tagungsband des Internationalen Frontinus-Symposiums. Wien, 19.-23. Oktober 2011
293 s, Almanca.
Am Beginn der Vorbereitungsarbeiten für dieses Symposium stand die Idee, eine neue Auszeichnungskategorie für historische Wasserleitungen zu schaffen. Da die Idee ihren Ausgangspunkt in Wien hatte, fand das Symposium auch in Wien statt und der Titel der Veranstaltung lautete daher “Historische Wasserleitungen. Gestern – Heute – Morgen“. Ein besonderer Aspekt dieser internationalen Tagung sollte die Berücksichtigung der denkmalgerechten und betriebssicheren Erhaltung der vorgestellten Bauten sein. Erwünscht waren einerseits Beiträge zu beispielhaft erhaltenen historischen Wasserleitungen, die heute zumindest teilweise noch in Betrieb sind und zur Wasserversorgung verwendet werden und andererseits Fallbeispiele historischer Wasserleitungen, die unter Einbeziehung kultur-touristischer Aspekte besonders gut präsentiert sind oder es wert wären, besonders gut präsentiert zu werden.
Die Tagung fand im Oktober 2011 statt und obwohl sich als Abschluss der Tagung ein eigener Workshop, an dem Vertreter von ECOVAST (European Council of the Village and Small Town) und der Frontinus-Gesellschaft teilnahmen, mit der Schaffung eines Awards für historische Wasserleitungen auseinandersetzte, gibt es bisher dazu noch keine Fortschritte. Die 22 Vorträge der Tagung liegen aber nun in diesem Band vor. Der Festvortrag nach der Eröffnung im feierlichen Rahmen zwischen den Partherreliefs des Ephesos Museums beschäftigte sich mit dem Namenspaten der Frontinus-Gesellschaft, Sextus Iulius Frontinus, der um 100 n.Chr. curator aquarum von Rom war und als solcher mit einem modernen CEO (Chief Executive Officer) verglichen wird. Einer der Höhepunkte der Tagung war die Verleihung der Frontinus-Medaille an Prof. Fanny Del Chicca in Würdigung ihrer beispielhaften wissenschaftlichen Leistung, die sie mit ihrem Buch “Frontino, De aquaeductu Urbis Romae, Introduzione, testo critico, traduzione e commento“ erbracht hat.
Ausgehend von den historischen Wasserleitungen in Wien von der Römerzeit bis zur zweiten Hochquellen-wasserleitung spannt sich der Bogen der Beiträge topographisch von Usbekistan, über Syrien, Türkei, Österreich, Deutschland, Italien, Spanien und Portugal bis nach Südamerika und zeitlich von den Hethitern über die Römer bis ins 20. Jahrhundert. Dabei wurden die Aquädukte des Römischen Reiches gleichermaßen behandelt wie die Wasserleitungen des Mittelalters und der Neuzeit. Drei Beiträge befassen sich mit Wassertürmen als Teil von Wasserleitungen, weitere Beiträge gibt es zu mit einem Nymphäum, zu Mühlen und zur Wasserversorgung privater Nutzer. Und jeder Beitrag geht in irgendeiner Form mehr oder weniger auf den Zustand der Wasserleitungen und deren Erhaltungswürdigkeit ein, auch wenn es nicht immer einfach ist diese Bauwerke tatsächlich zu erhalten, weil sie großteils nicht mehr in Betrieb sind. Im Anhang wird die Bedeutung von Sinteranalysen bei der Erforschung von Aquädukten erörtert. Damit liegt ein weiterer interessanter Band zu historischen Wasserbauten vor.